Der Whistleblower Edward Snowden hat vor einer automatisierten Cyberwaffe der NSA gewarnt, die leicht außer Kontrolle geraten könne. Das "MonsterMind" (Monstergehirn) genannte Programm sei ein massiver Angriff auf die Privatsphäre und könne unabsichtlich größere Konflikte verursachen.
In einem Gespräch mit dem US-Magazin "Wired" sagte Snowden, die Software "MonsterMind" suche automatisiert nach Anzeichen für einen digitalen Angriff aus dem Ausland. Das Programm solle verhindern, dass solche Angriffe die Internetverbindungen in den USA beeinträchtigen könnten, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten "Wired"-Artikel.
MonsterMind schießt zurück
Die NSA ist auch dafür zuständig, die Computersysteme der US-Regierung zu schützen. Die Software könne allerdings derart weiterentwickelt werden, dass sie ohne menschliches Zutun automatisch zurückschießt.
NSA, BND und Co.: Geheime Camps und Militäranlagen
Das sei ein großes Problem, warnte Snowden. Denn Hacker können mithilfe des sogenannten "IP-Spoofing" einen anderen Aufenthaltsort vortäuschen. "Jemand der in China sitzt, könnte es zum Beispiel so aussehen lassen, als ob eine dieser Attacken von Russland ausgehen würde. Und wir schießen anschließend auf ein russisches Krankenhaus zurück. Was passiert dann?", führte der Whistleblower seine Bedenken weiter aus.
Jeder wird überwacht, für immer
Das Programm sei eine massive Bedrohung für die Privatsphäre der Amerikaner, da es notwendig wäre, sämtliche Datenkommunikation zu überwachen, die in die USA gelange. Diese Überwachung gelte "für Jeden, für immer", zitierte "Wired" den früheren Geheimdienstler. Das Wissen über "MonsterMind" habe seine Entscheidung beschleunigt, an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte Snowden. Ein weiterer Auslöser sei ein NSA-Programm gewesen, bei dem Informationen über den Porno-Konsum "politischer Radikaler" gesammelt worden seien, um diese gegebenenfalls zu kompromittieren.
NSA-Hackern unterlief ein peinlicher Fehler
Snowden sagte unter Berufung auf einen Geheimdienstoffizier, der ihm das erzählt habe, dass ein massiver Internet-Ausfall in Syrien während des Bürgerkrieges 2012 von der NSA ausgelöst worden sei. Hacker des US-Dienstes hätten einen Router eines der größten Internet-Anbieters des Landes anzapfen wollen, um Zugang zu nahezu allen E-Mails und anderem Internet-Datenverkehr zu bekommen. Doch irgendetwas sei schiefgegangen und das Gerät stattdessen unbrauchbar geworden.
Snowden legte der NSA eine Spur
Snowden lebt seit seinen Enthüllungen über weltweite Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA und seiner westlichen Partner im Asyl in Russland. Vor seiner Flucht aus Hawaii habe er den NSA-Ermittlern eine Spur aus "digitalen Brotkrumen" hinterlassen, mithilfe derer sie erkennen sollten, welche Dokumente er eingesehen und welche er mitgenommen habe. Damit habe er ihnen zeigen wollen, dass er kein gegnerischer Agent sei, sondern ein Informant, der die Öffentlichkeit über Missstände informieren wolle. Stattdessen sei die NSA davon ausgegangen, er habe alle angewählten 1,7 Millionen Dokumente mitgehen lassen. In Wirklichkeit habe er viel weniger Unterlagen kopiert, sagte Snowden. Eine Zahl wird in dem Artikel nicht genannt.
Neue Hinweise auf weiteren Whistleblower?
Der Artikel dürfte auch Spekulationen anheizen, dass es einen weiteren Informanten in der NSA gibt. "Wired"-Autor James Bamford schrieb, er habe vor dem Interview Zugang zu den kompletten Snowden-Dokumenten gehabt und habe dort einige der veröffentlichten Papiere nicht finden können. "Ich bin ein Softwareentwickler, kein Politiker", sagte Snowden. Er wolle die Bühne nicht und halte sich deshalb mit persönlichen Details zurück. Er wolle Politikern keine Chance geben, durch Attacken gegen ihn von einer sehr wichtigen Sache abzulenken.
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